Demokratie gestalten!

Inmitten der aktuellen politischen Landschaft erheben sich Stimmen in Demonstrationen unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“, die nicht nur eine Mahnung, sondern auch einen Aufruf zur Aktion darstellen. Diese Bewegung markiert einen entscheidenden Moment, in dem wir, 75 Jahre nach der Gründung unserer Demokratie und unseres Grundgesetzes, dazu aufgerufen sind, nicht nur zu reflektieren, sondern aktiv zu gestalten.

Wir haben das Privileg, in einer Zeit und einem System zu leben, das uns Freiheit, Sicherheit und Wohlstand ermöglicht hat. Doch die Bequemlichkeit, in der wir uns eingerichtet haben, hat uns auch passiv werden lassen. Wir sind von Gestalterinnen und Gestaltern zu Konsumentinnen und Konsumenten der Politik geworden, wählen aus, was uns angeboten wird, statt selbst Angebote zu schaffen und Richtungen vorzugeben. Das Resultat? Ein Gefühl der Ohnmacht, das sich nicht selten in Protestwahlverhalten äußert.

Diese Ohnmacht wurzelt teilweise in der Erkenntnis, dass unsere repräsentative Demokratie ihre Schwächen hat. Ein zentrales Problem ist die Frage der Repräsentativität: Unsere Parlamente spiegeln nicht die vielfältige Zusammensetzung unserer Gesellschaft wider. Diese Diskrepanz zwischen dem Volk und seinen Vertreterinnen und Vertretern schafft eine Distanz, die es zu überbrücken gilt.

Die Demonstrationen „Nie wieder ist jetzt!“ sind somit ein Weckruf. Sie erinnern uns daran, dass unsere Demokratie und unsere Gemeinschaft Werke sind, die niemals vollendet, sondern immer im Prozess der Verbesserung begriffen sind. Es ist an der Zeit, aus der Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten herauszutreten und wieder Gestalterinnen und Gestalter unserer gemeinsamen Zukunft zu werden. Dies bedeutet, sich aktiv in den politischen Diskurs einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und sich für die Werte einzusetzen, die unser Zusammenleben bestimmen sollen.

Jede Veränderung, die wir anstreben, muss auf der unumstößlichen Basis von Artikel 1 des Grundgesetzes stattfinden: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dies ist keine leere Floskel, sondern ein fundamentaler Grundsatz, der uns alle, insbesondere zum Schutz von Minderheiten, verpflichtet. Die Achtung und der Schutz der Menschenwürde müssen das Fundament jeder politischen Entscheidung und Handlung sein, um sicherzustellen, dass unsere Gesellschaft inklusiv, gerecht und respektvoll bleibt.

Das Nachdenken darüber, wie unsere Demokratie verbessert werden kann, ist kein Zeichen ihrer Schwäche, sondern ihrer Stärke. Die repräsentative Demokratie mag das Beste sein, was wir bisher hatten, aber das heißt nicht, dass wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen sollten. Die Fragen, die wir uns stellen müssen, lauten: Wie können wir die Repräsentativität unserer Parlamente erhöhen? Wie können wir sicherstellen, dass jede Stimme gehört wird und zählt? Wie können wir unsere Demokratie resilienter, inklusiver und partizipativer gestalten?

Die Antwort auf diese Fragen beginnt mit dem Engagement jeder Einzelnen und jedes Einzelnen. „Nie wieder ist jetzt!“ ist mehr als ein Slogan; es ist eine Verpflichtung gegenüber uns selbst und kommenden Generationen, die Fundamente unserer Demokratie nicht nur zu erhalten, sondern sie so zu erneuern, dass sie allen gerecht wird. Lasst uns diesen Moment als Startpunkt begreifen, um unsere Demokratie und unsere Gesellschaft aktiv zu gestalten – für eine Zukunft, in der wir nicht nur gut, sondern noch besser zusammenleben können.

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