Der Gedanke ist provokant: Sollten wir die Wissenschaft einfach bis 2029 in Kurzarbeit schicken?
Karsten Königsfeld stellte diese Frage in einem Facebook-Beitrag – und traf damit einen Nerv.
Sein Argument: Wenn die Politik Wissenschaft ohnehin ignoriert, egal ob es um Fleischkonsum, Klimapolitik, Sozialstaat oder Asylpolitik geht, dann könnte man die Kosten gleich sparen. Immerhin rund 40 % weniger Ausgaben. Der Zynismus ist bewusst gewählt, denn die Botschaft ist klar: Wissenschaft hat in unserer Gesellschaft derzeit nicht den Stellenwert, den sie bräuchte.
Meinung statt Erkenntnis
Wir erleben, dass „eine Meinung zu haben“ oft mehr Gewicht hat als wissenschaftliche Erkenntnis. Politische Entscheidungen orientieren sich zunehmend an Klientelinteressen, nicht an Forschungsergebnissen. Die Gefahr: Wir verlernen, Probleme an der Wurzel zu verstehen – und stattdessen bleiben wir im Nebel von Meinungen und kurzfristigen Stimmungen.
Königsfeld schreibt: „Die Pause ist nötig, damit Menschen erkennen, dass eine Meinung zu haben keine Probleme löst.“
Ein bitterer, aber nicht abwegiger Gedanke.
Katastrophen als Weckruf?
Die Vision klingt düster: Erst wenn Katastrophen wie eine neu aufflammende Pockenepidemie oder eskalierende Klimafolgen unerträglich werden, besinnen wir uns wieder auf die Bedeutung der Wissenschaft. Erst dann, wenn Leid und Zerstörung sichtbar sind, scheint die Bereitschaft zu wachsen, auf Erkenntnisse zu hören und sie umzusetzen.
Wissenschaft als Grundlage von Demokratie
Dabei ist Wissenschaft mehr als eine Fachdisziplin. Sie ist eine Haltung: prüfen, verstehen, erklären, Lösungen entwickeln. Ohne sie verliert Demokratie ihren Kompass.
Denn wo Fakten relativiert oder ignoriert werden, entsteht ein gefährlicher Raum, in dem Populismus und kurzfristige Interessen dominieren.
Links und Quellen
- Tagesschau: Klimapolitik und Fleischverzehr
- Ärzteblatt: Traumatisierte Menschen
- Lobbypedia: Katherina Reiche
- Facebook Post
Fazit
Der Gedanke, Wissenschaft „einzufrieren“, ist natürlich nicht ernst gemeint. Aber er zeigt, wie ernst die Lage ist. Wir müssen uns entscheiden, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, die Erkenntnisse ignoriert und lieber Meinungen feiert – oder ob wir den Mut haben, Politik wieder faktenbasiert und zukunftsorientiert zu gestalten.
Denn: Eine Meinung allein löst keine Probleme. Wissenschaft kann es.